Dream Boat
Werkleitz Biennale
Tornitz & Werkleitz, Germany, 1998
An Lee Wen´s Performance ist ein Faktor in der Performance Art hervorgetreten, der in anderen Künsten fast als sträflich zu gelten hat. Was die Situation sein wird, die dann die Performance an das Licht des Tages brechen läßt, wird vor Ort und ziemlich kurz vor der Veranstaltung entschieden. So gesehen hat er etwas anderes gemacht als es in der Ankündigung stand. Das Problem, das viele PerformerInnen haben, daß die Anwesenheit in dem Ort des Geschehens die Form der Performance bestimmt, außer die Performance erstellt den Ort des Geschehens und dies in jedem beliebigen Raum.
Er zitterte vor Kälte.
Das Flüßchen Saale, windig, fliehende Wolken mit kurzen Sonnendurchbrüchen.
Durchgängig das Zittern.
Verschiedene kurze Anfänge aus dem Publikum heraus und dann wieder in ihm eingetaucht. Dann stand er am Rande des Dammes in einer aufrecht stehenden Zinkwanne (sie ist schon bekannt). Er hatte ein Stück Fleisch im Mund, eine überdimensionierte Zunge, die da heraushing, begann sie zu schütteln, immer fester, bis sie hinwegflog. Die Wanne bekam etwas von einem Sarkopharg. Wie er darin stand, und die Zunge hing ihm aus dem Halse, der vorgestreckte Kopf, vogelartig, ägyptisch, jede Sekunde konnte die Wanne hinterüber kippen. Er trat aus dem Haus, mit den Seiten einer Zeitung den Kopf zugedeckt, schweres Atmen, Löcher hineingerissen für die Augen und den Mund, holte sich einen Holzlöffel, nahm ihn mit dem Stiel in den Mund, steckte eine Kerze an, die er auf dem Löffel befestigte, stand wieder in seiner Wanne, die Silhouette, ein Teil des Gesichts, der Rand der Wanne und der Löffel mit der Kerze, die Zeitung sich vom Kopfe gezogen, dies mit der Ruhe, die der Archaik innewohnt.
Daß die Kerze trotz des Windes nicht ausging, ob auf dem Löffel, beim Herumgehen, im Grase stehend.
Sich ausgezogen, vollstän
Den Leib mit gelber Farbe eingerieben, aufgestrichen, sich wieder in den Sarkophag gestellt, dann die Wanne wie das Schild einer Schildkröte genommen, gelbe zitternde Beine, und vom Damm an das Ufer des Flusses gewechselt. Die Wanne in den Fluß getaucht, mehr liegend als sitzend, treibend, drehend, mit den Händen rudernd, Ursprungsmythos mit gelbem Mann.
Was archaisch-poetische Bilder haben, sie bewegen schweigend.
Boris Nieslony
http://www.werkleitz.de/events/biennale1998/text/cat/wen.html
Werkleitz Biennale
Tornitz & Werkleitz, Germany, 1998
An Lee Wen´s Performance ist ein Faktor in der Performance Art hervorgetreten, der in anderen Künsten fast als sträflich zu gelten hat. Was die Situation sein wird, die dann die Performance an das Licht des Tages brechen läßt, wird vor Ort und ziemlich kurz vor der Veranstaltung entschieden. So gesehen hat er etwas anderes gemacht als es in der Ankündigung stand. Das Problem, das viele PerformerInnen haben, daß die Anwesenheit in dem Ort des Geschehens die Form der Performance bestimmt, außer die Performance erstellt den Ort des Geschehens und dies in jedem beliebigen Raum.
Er zitterte vor Kälte.
Das Flüßchen Saale, windig, fliehende Wolken mit kurzen Sonnendurchbrüchen.
Durchgängig das Zittern.
Verschiedene kurze Anfänge aus dem Publikum heraus und dann wieder in ihm eingetaucht. Dann stand er am Rande des Dammes in einer aufrecht stehenden Zinkwanne (sie ist schon bekannt). Er hatte ein Stück Fleisch im Mund, eine überdimensionierte Zunge, die da heraushing, begann sie zu schütteln, immer fester, bis sie hinwegflog. Die Wanne bekam etwas von einem Sarkopharg. Wie er darin stand, und die Zunge hing ihm aus dem Halse, der vorgestreckte Kopf, vogelartig, ägyptisch, jede Sekunde konnte die Wanne hinterüber kippen. Er trat aus dem Haus, mit den Seiten einer Zeitung den Kopf zugedeckt, schweres Atmen, Löcher hineingerissen für die Augen und den Mund, holte sich einen Holzlöffel, nahm ihn mit dem Stiel in den Mund, steckte eine Kerze an, die er auf dem Löffel befestigte, stand wieder in seiner Wanne, die Silhouette, ein Teil des Gesichts, der Rand der Wanne und der Löffel mit der Kerze, die Zeitung sich vom Kopfe gezogen, dies mit der Ruhe, die der Archaik innewohnt.
Daß die Kerze trotz des Windes nicht ausging, ob auf dem Löffel, beim Herumgehen, im Grase stehend.
Sich ausgezogen, vollstän
Den Leib mit gelber Farbe eingerieben, aufgestrichen, sich wieder in den Sarkophag gestellt, dann die Wanne wie das Schild einer Schildkröte genommen, gelbe zitternde Beine, und vom Damm an das Ufer des Flusses gewechselt. Die Wanne in den Fluß getaucht, mehr liegend als sitzend, treibend, drehend, mit den Händen rudernd, Ursprungsmythos mit gelbem Mann.
Was archaisch-poetische Bilder haben, sie bewegen schweigend.
Boris Nieslony
http://www.werkleitz.de/events/biennale1998/text/cat/wen.html
Dream Boat
Werkleitz Biennale Tornitz & Werkleitz, Germany, 1998 Lee Wen´s performance had an emerging factor of perfor mance art which is considered almost criminal in other arts. What the situation is going to be, which is then brought to the light of day, and decided on the location just before the event. In this way, he did something else than what had been announced. The problem many performance artists are having is, that the presence in the place of the event determines the form of the performance, except if the performance creates the place of the event and that in any space. He is shivering. The small river Saale, windy, fleeing clouds with short breakthroughs of sun. Continiously shivering. Various short beginnings out of the audience, then diving back into it. Then he was standing at the edge of the dyke in an upright positioned zinc bath tub (which we already know). He had a piece of meat in his mouth, an oversized tongue, hanging out, started to shake it, stronger and stronger until it fell out. The bath tub had something of a sarcophagus. The way he stood in it, the tongue hanging around his neck, the head strechted out, bird-like, Egyptian, any second the tub could tip back over. He stepped out of the house, his head covered with pages of a newspaper, breathing heavily, holes torn out for the eyes and the mouth, taking a wooden spoon, putting the handle in his mouth, lighting a candle, attaching it to the spoon, standing in the tub again, the silhouette, a part of the face, the edge of the tub and the spoon with the candle, removed the newspaper from his head, with the calmness immanent to the archaic. The candle did not go out despite the wind, on the spoon, standing on the grass. Undressed, completely. Yellow paint rubbed on, spread over the body, standing in the sarcophagus again, then taking the tub like the shell of a turtle, yellow shaking legs, and moving from the dyke to the banks of the river. The tub put into the river, more lying than sitting, drifting, spinning, rowing with the hands, myth of origin with yellow man. What archaic-poetic images have, they touch quietly. Boris Nieslony http://www.werkleitz.de/events/biennale1998/text/cat/wen2E.html |
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